Prolog



Prolog


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Konstantin wandte sich wieder Yssantis zu: „Welche Maßnahmen haben die Götter dann getroffen, um das Überleben ihrer Zivilisation zu sichern?“
Yssantis beobachtete, wie Mara glühende Kohlen aus dem Ofen nahm und sie behutsam oben auf der Wasserpfeife platzierte. Er ließ sich einen weiteren großen Schluck aus seinem Bierkrug schmecken und knüpfte erneut an seine Erzählung an.
„Wie gesagt, lieber Konstantin, um den immensen Bedarf zu decken, mussten die Götter auf Planeten zurückgreifen, die zwar im Grunde habitabel waren, deren Ökosysteme und Klimaverhältnisse aber nicht dafür geeignet waren, dort die bisher genutzten Zuchttiere zu kultivieren. Vielmehr waren sie darauf angewiesen, nach Planeten zu suchen, auf denen sich die bereits vorhandenen Lebewesen mit einigen Modifikationen der DNA zur Ernte eignen würden. Das konnte aber nur gelingen, wenn eine Unmenge an potenziellen Planeten in der Milchstraße erschlossen würde. Wir wissen nicht, ob auch Planeten anderer Galaxien für die Götter in Betracht kamen. Wenn man aber bedenkt, dass die Krise überhaupt erst mit der Erforschung anderer Galaxien begann, klingt das eher unwahrscheinlich.“
Konstantin dachte daran, welchen Aufwand bereits die Versorgung seiner eigenen Stadt darstellte, auch wenn sie bei Weitem nicht mehr ihre früheren Ausmaße besaß.
„Diese Vielzahl an Planeten zu bewirtschaften muss eine Mammutaufgabe gewesen sein … Aber wie kann man sich diese … Ernte vorstellen?“
„Ist Euch der Begriff ‚Dyson-Sphäre‘ geläufig?“
„Ja, das habe ich schon mal gehört. Hatte das nicht etwas damit zu tun, Energie aus Sternen zu gewinnen?“
„Richtig. Ähnlich wie bei der Energiegewinnung aus einem Stern setzen die Götter eine Sphäre zur Ernte ein. Zwei sich kreuzende Ringe spannen sich um den gesamten Planeten und sammeln sämtliches Material ein. Die einzige Voraussetzung dafür ist, dass sich das Material genetisch eignet, um daraus die richtigen Aminosäuren für die Proteinketten zu extrahieren. Die Engel befinden sich dabei meist in der Umlaufbahn des Planeten auf einem eigenen Raumschiff, müssen aber im Grunde gar nicht anwesend sein, da die Sphäre völlig selbstständig arbeitet.“
Konstantin verschluckte sich am Rauch, als er plötzlich begriff.
Das habt Ihr vorhin gemeint, Yssantis? Dieses Ding da oben am Himmel ist so eine Sphäre, wie Ihr sie beschreibt?“
„Ja. Aber der Engel, den Ihr besiegt habt, wurde zum eigenen Raumschiff hochgezogen und wird dort repariert. Ihr könnt Euch deswegen sicher sein, dass er bald wieder in dieser Stadt auftauchen wird. Und er wird sicherlich nicht allein kommen.
Die Engel folgen einer strikten Hierarchie. Der Kommandant des Raumschiffes, der Erzengel, befehligt die eigentliche Schar der Engel. Diese haben keinen eigenen Willen, führen aber auf Anweisung selbstständig Arbeiten aus. Die Engelhierarchie haben wir bislang nicht erforschen können, man kann aber davon ausgehen, dass es noch weit mehr Hierarchiestufen gibt, die jeweils andere Aufgaben innerhalb der Zivilisation der Götter ausführen.“
„Ein Grund mehr, den heißen Tabak zu genießen, lieber Yssantis. Wir werden wohl nicht mehr lange existieren“, sinnierte Konstantin düster.
„Schreibt die Menschheit nicht zu schnell ab, Konstantin. Die New World Order und die Vril zum Beispiel bauen derzeit bewaffnete Verteidigungsanlagen, um die großen Städte gegen einfallende Engel zu schützen. Die Pläne dazu habe ich Euch mitgebracht, und Ihr tätet gut daran, Euch diese Waffen ebenfalls zu organisieren.“
„Die New World Order und Vril haben Ressourcen, von denen ich nur träumen kann. Aber ich werde dennoch alles daransetzen, diese Abwehranlagen zu errichten, das bin ich den Bewohnern von Konstantinopol schuldig. Immerhin will ich mir den Eiffelturm holen, da werde ich das hier wohl auch schaffen“, lachte Konstantin. „Die Menschen hier vertrauen mir und wissen, dass ich mich stets um ihre Sicherheit sorgen werde. Für Eure Hilfe gebührt Euch mein tiefster Dank!“
In Konstantin schien neue Zuversicht erwacht zu sein, denn seine Augen funkelten. Er freute sich sichtlich, einen Grund dafür zu haben, die verlassenen Außenbezirke von Konstantinopol und die Küsten des Mittelmeeres nach Schätzen zu durchsuchen, um die Verteidigungsanlagen zu finanzieren.

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